Trauer bedeutet lebendig zu sein –

Trauer ist eine der stärksten Emotionen, die wir haben können. Emotionen sind Ausdruck des Menschseins. Auch wenn wir vielleicht das Gegenteil denken: Im Trauern sind wir ganz und gar lebendige Wesen. Und Trauer ist eine Emotion, die uns tief mit unserem Herzen verbindet.

Trauer bedeutet zu wachsen

Wir denken, der Trauerprozess lässt Trauer, Schmerz und Kummer kleiner werden. Das mag auch sein. Vor allem ist es jedoch so, dass der Trauerprozess uns wachsen lässt. Trauer macht uns resilienter, steigert unsere psychische Widerstandskraft. Dadurch werden Trauer, Schmerz und Kummer gefühlt kleiner – eben weil wir größer werden, auch wenn sich das zunächst gar nicht so anfühlt. Es kann helfen, sich bewusst zu machen, dass wir wachsen, wenn wir trauern und unser unzerstörbarer Wesenskern durch den Prozess klarer hervortreten wird.

Ich habe beim Trauern erlebt, wie sehr es hilft, sich immer wieder bewusst zu machen: Trauer ist kein Problem, sondern Lösung, indem Sinne, dass sie notwendig ist für Verarbeitung, Integration und Loslassen. Sie ist ein Prozess ist, der uns darauf vorbereitet, weiterzugehen.

Trauer als Kaleidoskop

Der Mensch, sein Gehirn und sein Körper, sind darauf angelegt, sich an Veränderungen anzupassen – auch an große Veränderungen, an eine Welt, in der das Verlorene für immer fehlt. Wir können darauf vertrauen, dass die Anpassung an eine Welt ohne das Verlorengegangene gelingen wird.

Trauer ist individuell und braucht so lange, wie sie braucht. Jeder und jede trauert anders. Oft wird mit Blick auf Trauer von Phasen gesprochen, die man zu durchlaufen hat. Ich bevorzuge – ausgehend von der Erkenntnis, dass sie immer individuell ist – das Modell des Kaleidoskops, in dem bestimmte Facetten, immer wieder neu gemischt werden. Diese Facetten können immer wieder auftauchen entlang des Trauerprozesses, auch wenn man vielleicht dachte, sie seien abgeschlossen. So wird auch deutlich, dass Trauer so lange braucht, wie der trauernde Mensch eben braucht. Manche Trauerprozesse, zum Beispiel der Verlust eines Kindes, dauern ein Leben lang.

Trauern bedeutet weiterzugehen, auch ohne Antworten

Zum Trauerprozess gehört es, nach Antworten auf Fragen zu suchen. Für lange Zeit sind da oft keine Antworten. Nach und nach werden sie sich zeigen, durch den Trauerprozess, ganz von allein. Wie Rainer Maria Rilke schrieb: ‘Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich, ohne es zu merken, eines fremden Tages in die Antworten hinein.’

Von Trittsteinen und Stolpersteinen

Für Trauernde und für Begleitende ist es sehr wichtig zu verstehen: Ratschläge sind in Trauerzeiten Stolpersteine und keine Hilfe, es sei denn der Trauernde fragt explizit danach. Aber auch dann sollte man damit vorsichtig umgehen. Anteilnahme und das Aufspannen eines haltgebenden Raumes, Dasein und vor allem auch Hilfe, nicht unterzugehen sind Trittsteine für Trauernde.

Trauer und Stress

Trauer ist ein große Stressbelastung für Psyche und Körper. In Zeiten der Trauer und den damit verbundenen Emotionen, wie Ohnmacht, Liebe, Angst, Schuld, Scham, Wut, Dankbarkeit, Einsamkeit ist man in seiner Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Das kann zum Problem werden, wenn Trauernde einen hohen inneren Leistungsanspruch in sich tragen, dem nicht genügt werden kann.

Weil Trauer Stress ist, kann es sehr hilfreich sein, mit Stressskalen und Ressourcenaktivierung zu arbeiten. Im Falle von Trauer ist der Körper eine essenzielle Ressource! Deshalb können z.B. Klopftechniken oder sanftes Qigong sehr unterstützen. Hier findest du mehr dazu.

Qigong ist Dialog mit der Lebensenergie. Bestimmte Qigong-Übungen oder die “Heilenden Laute des Qigong”  können helfen, mit der emotionalen Energie der Trauer heilend und nährend umzugehen. Trauer ist dem Funktionskreis der Lunge zugeordnet. Der zugehörige heilende Laut, die damit verbundene Bewegung und die inneren Bilder unterstützen, Trauerenergie zu regulieren.

 

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