Gesunderhaltung von Körper und Geist
Qigong steht für das beständige Üben mit der Lebensenergie zur Erhaltung des körperlichen, geistigen und seelischen Wohlbefindens und zur Stärkung der Selbstheilungskräfte. Im Mittelpunkt des Qigong steht das Qi (Chi), die Lebensenergie, die alle körperlichen und mentalen Prozesse antreibt. Qigong ist Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Aus der Sicht der TCM bedeutet das freie Fließen des Qi in den Energieleitbahnen, den Meridianen, dass der Mensch körperlich und geistig gesund ist. Mentale und körperliche Blockaden, Dysbalancen und Krankheiten werden durch schlechten Fluss der Lebensenergie verursacht. Beispielsweise wird unbegründete Angst durch Dysbalance im Qi-Fluss verursacht und kann durch Harmonisierung des Energieflusses reguliert werden. Die Regulierung des Energieflusses wird durch Qigong gezielt gefördert. Qigong bedient sich dazu dreier Mittel – Bewegung / Haltung, Atmung und Bewusstsein / Vorstellung und folgt dabei dem Prinzip Der Geist lenkt das Qi, das Qi lenkt den Körper.
Qigong umfasst als körpergetragene Achtsamkeitspraxis bewegte und stille Formen. Qigong-Ausdrucksformen (Qigong-Übungen) fördern ein vitales Körpergefühl und den Zustand des entspannten, weiten Geistes. Solange der Mensch lebt, ist der Körper sein Zuhause, in dem er sich als Mensch weiterentwickelt. Es lohnt sich also fürsorglich mit dem Körper umzugehen.
Im Üben der Formen finden wir unsere Mitte – ein Satz, der die Wirkung von Qigong gut beschreibt. Während der Ausführung von Figuren, wie Hände ziehen wie Wolken ruht die Aufmerksamkeit im Zentrum und von hier aus entfaltet sich die Bewegung. Im Fließen der Bewegungen, und auch im stillen Qigong, führen Übende gleichermaßen einen Dialog mit der Lebensenergie.
Zahlreiche Studien belegen seit vielen Jahren die gesundheitsfördernde Wirkung des Qigong. Eine Metastudie gelangte bei der Auswertung 26 veröffentlichter klinischer Studien zu dem Ergebnis, dass Qigong positive Wirkung auf die Blutwerte hat, auf die Herzfunktion, Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks), auf die Lungenfunktion und auf die Stimmung (Depressionswerte).
Woher kommt Qigong?
Für wen ist Qigong geeignet, und wie wird es praktiziert?
Qigong und Selbstmanagement
Selbstregulation und Potenzialentfaltung
- Selbstregulation als das bewusste Moderieren des aktuellen emotionalen Zustandes mithilfe des Körpers,
- Aktivieren von in Übenden angelegten Potenzialen.
Durch das beharrliche Üben der Formen des Qigong wächst ohne Anstrengung die Bewusstheit der Praktizierenden in Bezug auf ihre körperlichen und mentalen Zustände. Diese Bewusstheit macht es möglich, dass Übende ihren Zustand aktiv mithilfe dazu passenden Formen regulieren.
Selbstregulation
Mit der Ausdrucksform Reguliere den Atem, beruhige den Geist können zum Beispiel emotional aufgewühlte Zustände unmittelbar reguliert werden. Dies geschieht, indem Übende bewusst das übermäßige Yang der Emotion entlang der Bewegung vom Kopf zur Erde lenken. Dies verbinden sie beispielsweise mit einem inneren Bild roter Energie, die auf dem Weg in die Erde blau wird und der Kognition Etwas kommt in mir zur Ruhe.
Entfaltung von Potenzialen
Die beim Qigong praktizierten inneren und äußeren Bewegungen, die damit verbundene Schulung der Aufmerksamkeit, die ganzheitlichen Erfahrungen von Kraft, Stabilität, Fließen, Gelassenheit, all das führt zu Veränderungen von neuronalen Netzen. Beim Schieben des Berges mit zwei Händen erfahren Praktizierende, dass sie mit der Kraft ihrer Mitte Berge versetzen können. Sie lernen, wie es sich anfühlt, in der Kraft ihres Zentrums mitten im Leben zu stehen. Jede Form enthält das Angebot, das Sein mit Körper und Geist zu erkunden und zu wachsen. Wenn ein Übender zum Beispiel spürt, wie schwer es fällt, seine ganze Größe beim Ausführen des weißen Kranichs, der seine Schwingen zeigt zu entfalten, so hat er hiermit auch die Möglichkeit, genau dies zu ändern. Er oder sie kann gezielt mit Körper und Geist üben selbstbewusst und groß zu sein. Und dieses Üben sickert nach und nach in das “normale” Leben. Die Person lernt, die eigene Größe anzunehmen und zu zeigen.
Qigong und Resilienz
Resilienz, als die Fähigkeit, die psychische Gesundheit trotzt starker Stressoren aufrechtzuerhalten bzw. wiederherzustellen, beruht auf mehreren Faktoren. Durch die Stärkung der Faktoren ist Resilienz in einer konkreten Krise natürlich im Voraus nicht garantiert. Die Wahrscheinlichkeit, die psychische Gesundheit aufrecht zu erhalten, wird jedoch erhört. Mit gezielt gewählten Figuren und den damit einhergehenden inneren Bildern und Kognitionen können mit Qigong Resilienzfaktoren wie Selbstwirksamkeit gestärkt werden.
Qigong aus neurowissenschaftlicher Sicht
Der gegenwärtige Seinszustand eines Menschen manifestiert sich im Hirnwellenmuster, das mittels EEG bestimmt wird. Starke Aktivität im Bereich der hohen Betawellen weist auf übermäßige gedankliche Aktivitäten hin, auf den überanalysierenden Geist. Das ist der Fall, wenn wir gestresst, unruhig, überanstrengt, im Gedankengestöber sind. Dann zeigen sich starke Amplituden der hohen Betawellen und Alphawellen verschwinden – die sogenannte Alphabrücke bricht zusammen. Alphawellen weisen auf die Verbindung des rationalen Gehirns (bewusst) mit dem emotionalen Gehirn (unbewusst) hin. Ohne diese Verbindung sind wir von großen Teilen unserer Ressourcen abgeschnitten. Ist die Alphabrücke stark, weist das darauf hin, dass sich das Gehirn im Zustand des kohärenten Geistes befindet: Das Herz ist weit, wir fühlen uns in uns selbst verankert und gleichzeitig mit dem Leben verbunden und von ihm getragen. Im Zustand des kohärenten Geistes werden zahlreiche für das Immunsystem wesentliche Gene hochreguliert. Qigong reduziert das hohe Beta und stärkt die Alphabrücke, das heißt fördert den Zustand des kohärenten Geistes.
Qigong und Coaching
Im Qigong gilt das Prinzip, Der übende Körper macht das schon. Jede Ausdrucksform des Qigong bildet eine Ressource, um das Wohlbefinden zu stärken. Im Coaching können mit Qigong über den Körper „als ob Haltungen“ eingenommen werden, die eine neue, gelöste Körper- und Geisteshaltung ausdrücken und Klient:innen vom Problem in die Lösung hineinbewegen. Diese neuen Haltungen können mit den Ausdrucksformen des Qigong gezielt eingeübt werden, sodass sich nach und nach im Alltag bisher nicht gelebte Verhaltensweisen entfalten. Verhalten, Wahrnehmung, Fühlen verändern sich, denn es hat sich etwas bewegt. Beispielsweise wird im Üben der Figur Hände, ziehen, wie Wolken erfahren, wie sich die Haltung „Die Dinge dürfen leicht sein in meinem Leben“ anfühlt – die so Einzug im Leben des Übenden hält. Qigong-Ausdrucksformen sind Ressourcen, die Übende nutzen können, um ihr Leben aktiv positiv zu gestalten.