In jedem liegt ein Samenkorn – das innere Bild davon, wer wir wirklich sind und was in uns erblühen möchte. Ich nenne dies den Wesenskern. Manche tragen sozusagen das Bild einer Rose in sich, andere einer Buche, andere eines wilden Grases im Wind.

Wenn das Samenkorn im Schatten liegt

Oft liegt dieses Samenkorn nicht in fruchtbarer Erde, sondern in einem Sumpf aus Erwartungen, Glaubenssätzen und alten Überzeugungen. Irgendwann spüren wir: Etwas stimmt nicht: “Ich funktioniere, erfülle Rollen, reagiere – aber ich lebe nicht aus meinem eigentlichen Wesen heraus.” Ein Gefühl der Entfremdung zeigt sich, als hätten wir uns verloren.

Selbstwahrnehmung als Schlüssel

Und doch bleibt das Samenkorn lebendig. Es wartet auf Licht, Raum und Aufmerksamkeit. Um zu wachsen, braucht es vor allem eines: Selbstwahrnehmung – die Fähigkeit, sich selbst zu spüren, zu hören und zu erkennen, was in uns lebt.

Die Neurowissenschaften sagen: Dieses Gefühl, man selbst zu sein, gründet im Körper. Wenn wir im Körper zuhause sind und fein wahrnehmen, was sich in ihm zeigt, entsteht ein stabiles, ruhiges Gefühl von Zentriertsein – ein tiefes „Ich bin“.

Qigong als Mittel der Verkörperung

Hier setzt Qigong an. Die Praxis schult die Selbstwahrnehmung in Bewegung, Atem und Stille. Der Körper zeigt oft, wer wir wirklich sind, lange bevor der Verstand es begreifen kann. Der Körper ist das Gefäß, in dem wir unsere Wahrheit finden, heißt es im Qigong.

Meine persönliche Erfahrung – “Werde ja nicht so groß”

Als ich begann, die Figur „Der Weiße Kranich breitet seine Flügel aus“ zu üben, spürte ich Widerstand. Ein in mir verkörpertes, altes Familiengebot sagte: „Werde ja nicht so groß, sonst wirst du verstoßen.“ Doch das Aufrichten und Öffnen in der Bewegung des Kranichs führte mich in das Gefühl meiner natürlichen Größe. Mit jeder Wiederholung lernte ich, das alte Gebot zu entmachten und meinem inneren Bild zu folgen.

Coaching – das innere Bild lebendig machen

Im Coaching verbinden ich Verkörperung mit bewusstem Wahrnehmen und Benennen. In einem Raum ohne Wertungen wird das innere Bild klarer, fühlbar, lebbar. Zum Beispiel können wir gemeinsam fragen: “Was wären kleine Schritte, um das innere Bild zu leben.” Und der Same kann beginnen zu keinem und zu wachsen.

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