Im Qigong nennen wir sie das Untere Dantian, in Japan ist der Begriff Hara gebräuchlich, im Pilates spricht man vom Powerhouse. Gemeint ist immer der Energieraum im Unterbauch – etwa drei Fingerbreit unterhalb des Nabels. Ich nenne diesen Raum die verkörperte Mitte.

Warum die verkörperte Mitte so wichtig ist

In stürmischen Zeiten passiert meist dasselbe: Der Geist rast, Gedanken kreisen, im Kopf staut sich Energie. Oft verkrampft das Zwerchfell und blockiert die Verbindung zwischen Herzraum und Mitte. Solch eine Gedankenstauung im Kopf lässt sich nicht durch noch mehr Denken lösen. Es geht darum, Energie bewusst nach unten zu führen. Wer die Mitte nährt, verlässt das Kopfkino!

Ein Beispiel – verkörperte Mitte im beruflichen Alltag

Eine emotionale Teamsitzung: Stimmen werden lauter, die Spannung steigt. Doch eine Person entscheidet sich gegen die Ansteckung. Sie atmet bewusst in den Unterbauch, lenkt Aufmerksamkeit und Energie in ihre Mitte: Wärme. Stabilität. Ruhe. Aus ihrer Mitte spricht die Person mit klarer, ruhiger Stimme und sorgt so für Ordnung und Klärung. Präsenz braucht keinen Lärm. Sie entsteht aus dem Spüren und Ruhen in der Mitte!

Die Mitte und Verlust

In tiefen Lebenskrisen besitzt die verkörperte Mitte einen unschätzbaren Wert. Im Verlust, in Trauer und Schmerz geraten Sicherheiten ins Wanken. Gefühle und Gedanken wirbeln durcheinander – Bodenlosigkeit. Gleichzeitig verlangt der Alltag Entscheidungen – trotz Trauer und Schmerz. Genau hier wird das bewusste Nähren der Mitte zur Ressource. Die Mitte schenkt:

  • einen Ort innerer Stabilität im Chaos
  • einen Raum, in dem Atem und Leben wieder spürbar werden
  • eine stille Kraft, die Halt gibt, wenn Worte fehlen

Übung: Die Mitte nähren

Setze dich würdevoll aufgerichtet hin. Lege eine Hand auf den Unterbauch, die andere auf das Brustbein, den Herzraum. Atme in die untere Hand. Lasse deine Aufmerksamkeit dort ruhen – als würdest du in deiner Mitte wohnen. Nach und nach entsteht Wärme, wie eine Kugel. Lasse diese Wärme zum Herzraum steigen. Die Verbindung zwischen Mitte und Herz wird spürbar. Beim ersten Üben fühlst du vielleicht noch keine Wärme. Das ist okay. Verweile einen Moment in diesem Spüren. So nährst du deine Mitte und es entsteht:

  • Zentrierung statt Verlorengehen
  • Körperheimat statt Gedankenschwere
  • Stabilität statt Orientierungslosigkeit

Qigong und die Mitte

Im Qigong fließen Bewegungen aus der Mitte und kehren dorthin zurück. Die Mitte führt. Durch diese bewusste Führung von Aufmerksamkeit und Bewegung wird die Mitte im Üben gestärkt.

Impuls zum Ausprobieren

Vielleicht magst du es ausprobieren: Nimm dir einige Tage dreimal am Tag eine Minute Zeit, mit dieser Übung deine Mitte zu nähren. Beobachte, was geschieht.

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