Das Ich als Prozess –

Wir stellen uns das Ich als etwas Festes, Beständiges vor. Schauen wir genauer hin, erkennen wir, dass es weder fest, noch beständig ist. Tatsächlich vollzieht sich im Hirn ein Prozess, der fortlaufend die Vorstellung eines eigenständigen Ich erzeugt, ohne dass dieses „operative Ich“ fix wäre. Natürlich wird dieses Ich gebraucht, damit wir im Alltag zurecht kommen. Doch fix ist es nicht, und die Gedanken denkt es auch nicht.

Gedanken­produktion und Gedanken­wiederholung

Das Gehirn erzeugt täglich 60-80 Tausend Gedankenimpulse. Die allermeisten Gedanken sind Wiederholungen. Dieselben Gedanken erzeugen die dieselben Gefühle, dieselben Entscheidungen und dieselben Handlungen. Tag für Tag. Diese Wiederholungen machen das Ich aus. Und mit dabei sind “Teil-Ichs”, wie der innerer Nörgler, der im ständigen Widerstand gegen das ist, was anders ist, als die Vorstellungen, die das Ich ausmachen. Bewusstheit im Coaching bedeutet auch diesen Gedankenwiederholungen auf die Schliche zu kommen.

Bewusstheit und Selbst­annahme vor Veränderung

Oftmals sagt der Nörgler zum “Rest”: „Das, was du tust, fühlst, denkst, finde ich nicht gut.“ Und dieser Rest fühlt sich dadurch schlecht, beschämt oder bedroht: Kommen Klient:innen zum Coaching und sagen: „Ich muss mich ändern!“, bedeutet dies, dass ein Teil der Meinung ist, der Rest sei irgendwie nicht ok. Diese Perspektive ist wesentlich für den Coach. Denn die Frage ist, ob es förderlich ist, dem Anspruch des Teils, der verändern will, unreflektiert zu folgen. Deshalb schaut der Coach darauf, wer da wen nicht gut findet. Ich arbeite an dieser Stelle unter Nutzung des IFS.

In diesem Prozess geht es immer auch darum, Selbstwahrnehmung, Bewusstheit und freundliche Selbstannahme zu entwickeln und davon ausgehend behutsam Zielvorstellungen unter Einbeziehung des Körperbewusstseins zu erkunden.

Auf diese Weise schule ich die Fähigkeit meiner Klient*innen zur Selbstregulation, eine der wertvollsten Ressourcen für die Gestaltung eines erfüllenden Lebens.

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